Gemeinsam sind wir besser
Am 15. und 16. September ging der Lübecker interprofessionelle Perinatalkongress in die dritte Runde und lud Teilnehmer:innen aus ganz Deutschland ein, an zwei Tagen Fachvorträgen aus den Bereichen Hebammenwissenschaft, Gynäkologie und Pädiatrie zu folgen.
Eröffnet wurde der erste Kongresstag mit einer Begrüßung von Britta Zickfeldt, Geschäftsführerin des Elwin Staude Verlags, sowie den drei Vertretenden der einzelnen Fachbereiche: Prof. Dr. Christiane Schwarz, Hebamme und Leiterin des Studiengangs Hebammenwissenschaft an der Universität zu Lübeck, Prof. Dr. Achim Rody, Leiter der Frauenklinik und Geburtshilfe am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH) Lübeck, und Prof. Dr. Egbert Herting, Leiter der Kinderklinik am UKSH Lübeck. Sie haben die nächsten zwei Tage durch das Programm geführt.
Sie sprachen über interdisziplinäre Zusammenarbeit rund um die Geburt, wie elementar die jeweiligen Disziplinen für eine ganzheitliche Versorgung sind und was am Campus Lübeck bereits gemeinsam erarbeitet wurde.
Im Chat plaudern
Als Hebamme hörte ich gespannt vor meinem Laptop zu, denn der Kongress fand dieses Jahr wieder in einem Online-Format statt. So war es nicht nur mir, sondern auch vielen anderen Zuschauer:innen möglich, teilzunehmen – unabhängig von Wohnort, Job, Lebenssituation und Mobilität. Auch die Ausstellung wissenschaftlicher Poster war wieder ein Teil des Kongresses. Wie in einer Empfangshalle wurden sie online bereitgestellt und konnten jederzeit angeschaut werden. Ein paar bekannte Namen entdeckte ich im Chat und grüßte die Kolleginnen, die von anderen Städten aus teilnahmen. Die Stimmung war gut, wir freuten uns zusammen auf die neuen Anregungen, Erkenntnisse und Ideen. Mir lag in diesem Jahr vor allem der berufspolitische Teil am Herzen. Die Auswirkungen einer Gesundheitspolitik, die wirtschaftlich ausgerichtet ist, sehen wir zunehmend in unserem Alltag. Im Chat herrschte rege Zustimmung, als während der Begrüßung angemerkt wurde, dass in zukünftigen Ausgaben des Kongresses auch ein vierter Fachbereich nicht fehlen dürfe: die Anästhesie. Denn sie ist aus dem normalen Kreißsaalalltag, aber auch aus Notsituationen nicht wegzudenken.
Der Ausblick, den Prof. Schwarz, Prof. Rody und Prof. Scholz gaben, stimmte mich neugierig auf das Programm: Es sollte um wichtige Themen wie Einleitung und peripartale Blutungen gehen. Hierzu sind in den letzten Jahren viele gute Leitlinien erschienen, deren Inhalte jetzt in die Praxis übertragen werden sollen. Am zweiten Tag soll der Kongress mit einem Block zum Thema besondere Kinder enden – also einem Schwerpunkt im Bereich Versorgung, wie wir die besonderen Kinder prä- und postpartal erkennen, ihre Familien abholen und unterstützen können. Ein wichtiges Thema, das leider viel zu häufig zu kurz kommt.
Von High zu Low
Den Auftakt machte Prof. Dr. Ulrich Pecks mit einem Vortrag zur S2k-Leitlinie Hypertensive Schwangerschaftserkranungen. Lebensnah und nachvollziehbar schilderte er anhand von praktischen Beispielen fulminante Verläufe und legte allen Zuhörenden eine simple Diagnostik-Faustregel ans Herz: Anamnese und vor allem Blutdruckmessung. Immer. Bei auffälliger Klinik gehe es weiter, aber die Vorgeschichte der Frau zu kennen, biete Hebammen im häuslichen Umfeld sowie in der Klinik sichere Tools, um die Entwicklung beispielsweise einer Präeklampsie frühzeitig zu erkennen: Bringt sie Risikofaktoren mit? Wichtig sei auch, ihren Blutdruck in regelmäßigen Abständen zu kontrollieren. Meine Ausbildung zur Hebamme habe ich die letzten Jahre unter Prof. Pecks Leitung im Kreißsaal des UKSH Kiel gemacht und konnte unter anderem in diesem Bereich viel lernen.
Vom dem High-Risk-Kollektiv ging es zum Low-Risk- Kollektiv: Was bedeutet das eigentlich und wie gestalte ich eine angemessene Schwangerenvorsorge? Andrea Ramsell, Hebamme und Vertreterin des Deutschen Hebammenverbands, sprach zur S3-Leitlinie Fetale Überwachung und appellierte ans Publikum, im Arbeitsalltag immer wieder zu reflektieren, wen man gerade begleitet. Wenn das sogenannte Low-Risk-Kollektiv 94 % aller Schwangeren ausmacht, sei es nicht zu verstehen, dass es routinemäßig zum Einsatz etwa von Doppler und CTG kommt. Denn eine Überversorgung habe nachweislich nicht zum besseren fetalen Outcome geführt. Eher führe sie dazu, dass wir bei auffälligen Momentaufnahmen eine Maßnahme ergreifen müssen. Ramsell sprach vielen Hebammen aus der Seele. Sie wünschte sich einen Perspektivwechsel: Weg von der Einstellung, dass immer etwas schiefgehen könnte. Ich notierte mir gedanklich, die Leitlinie Fetale Überwachung zu lesen, und nahm mir fest vor, leitliniengetreues Arbeiten in alle Bereichen meiner Berufspraxis zu übernehmen.
Es folgten weitere spannende Vorträge über aktuelle Leitlinien zu den Themen Frühgeburt, vaginal-operative Geburten und peripartale Blutung. Gerade der Beitrag zur peripartalen Blutung (PPH) war mir kurz vor meinem Examen eine große Hilfe. Und die Präsentation von Prof. Dr. Franz Kainer demonstrierte noch einmal, dass es unerlässlich ist, im Falle einer PPH blind nach Handlungsalgorithmus agieren zu können. Auch hier wurde deutlich – ähnlich wie bei der Blutdruckmessung zur Früherkennung hypertensiver Schwangerschaftserkrankung, wie leicht wir größeren Schaden vermeiden können: indem wir den Blutverlust messen. Alle Unterlagen und Tücher wiegen. Es ist keine neue Information, dass Blutungen einen Großteil der maternalen Todesfälle ausmachen, weil wir nur nach Augenmaß das Volumen des Blutverlusts oft deutlich unterschätzen. Wie weit könnten wir diese Zahl reduzieren, wenn wir durch diese Maßnahme genauer hinsehen?
Wie digital sind wir?
Wer in den letzten Jahren das Examen zur Hebamme gemacht hat, wird um digitales Arbeiten nicht herumgekommen sein. Aber nach den letzten Vorträgen fragte ich mich, ob alle Generationen tätiger Geburtshelfer:innen bestimmte inhaltliche Zusammenhänge durch einen einfach Website-Besuch nachlesen können? Leitlinien sind online leicht abrufbar, aber wenn wir evidenzbasierte Handlungsempfehlungen niedrigschwellig verfügbar machen wollen, sind ausgedruckte Versionen für jede Einrichtung, die Schwangere, Wöchnerinnen und Neugeborene begleitet, ein guter Ansatz.
Eine Eins-zu-eins-Betreuung unter der Geburt ist eine dieser leitliniengetreuen Empfehlungen und das Vernachlässigen dieses Grundsatzes ist schuld daran, dass viele Hebammen die Kliniken verlassen haben und Familien in unterbesetzten Kreißsälen traumatische Erfahrung machen.
Veronika Bujny, Hebamme und Vorsitzende des Niedersächsischen Hebammenverbands, hielt am Abend des ersten Kongresstages den letzten Vortrag zu einem Herzensthema vieler Hebammenkolleginnen – mich eingeschlossen. »Eine starke Lobby für die Geburtshilfe. Wie Bündnisse wirken« war der Titel. »Geburtshilfe ist Daseinsvorsorge«, sagt Bujny. Sie erwähnte, dass Gebärende ihre Erfahrungen bis ins hohe Alter immer wieder erzählen würden, dass sie die Familie ein Leben lang begleiten würden. So betreffe Geburtshilfe alle Generationen der Gesellschaft und präge unsere Vorstellungen und unsere Wünsche. Das sollte immer mit bedacht werden, wenn wir über Klinikschließungen und Zentralisierung sprechen. Bujny bat um durchdachte Pläne, bevor Häuser geschlossen werden – was mir als das Mindeste erscheint. Sie plädierte darüber hinaus für einen Kulturwandel: Denn die Geburtshilfe habe keine wirtschaftliche Lobby, die sich für sie stark macht. Das müssten wir als Hebammen tun, indem wir frauenzentrierte Begleitung etablieren und Gesundheit erhalten. Ihre Worte schlossen an das an, was Andrea Ramsell zu Beginn des Kongresstages festgestellt hat. Beide Hebammen wünschten sich, dass in unserer Gesellschaft die Salotugenese mehr im Mittelpunkt steht statt die Risiken – eine Eins-zu-eins-Betreuung kann diesen Perspektivwechsel vorantragen.
»Ein überlasteter Kreißsaal ist für angestellte Hebammen ein guter Grund zu gehen«, erklärte Veronika Bujny und nannte Zahlen aus einer Umfrage des Hebammenverbands: 2.700 Hebammen gaben an, wieder in den Kliniken arbeiten zu wollen, sofern sich die Arbeits- und damit auch die Gebärbedingungen verbesserten. Ich wünsche mir sehr, dass Zahlen wie diese an den richtigen Stellen zur Kenntnis genommen werden – viel mehr sollte es nicht brauchen. Sie sprechen für sich.
Diese letzte Veranstaltung des Tages hinterließ mich beeindruckt, und ich ließ den Tag Revue passieren. Was mir auffiel: Die beiden Frauen, die heute zu Wort gekommen sind, haben die für mich wichtigsten Beiträge geleistet: Veronika Ramsell und Andrea Bujny.
Rizinusöl: ja oder nein?
Der Folgetag bot gleich am Vormittag den Vortrag, auf denen ich mich schon freute, seitdem ich das Programm des diesjährigen LiP Mal gelesen hatte. Es ging um Rizinusöl zur Geburtseinleitung. Johanna Hünig, Hebamme M.Sc., stellte ihre wissenschaftliche Arbeit »Rizinusöl – veraltete, gefährliche oder zukunftsweisende Methode der Geburtseinleitung« vor.
Dieses Thema beschäftigt Hebammen in Bezug auf Anwendung, Wirkung und Kontraindikationen schon lange. Nicht zuletzt, weil die Leitlinie Geburtseinleitung die Methode aufgrund mangelnder Evidenz nicht empfiehlt. Ich stellte mir vor, wie alle Teilnehmenden zu Hause vor ihrem Bildschirm so gebannt zuhören, so wie ich. Hünig kam zu dem Schluss: Eine kontrollierte Anwendung mit Dosis bis zu 30 ml Rizinusöl in einem »Wehen-Cocktail« könne sich positiv auf den Geburtsfortschritt und die Zufriedenheit der Frauen auswirken. Auf Sekt und Eisenkraut sollte verzichtet, lediglich Mandelmus und Aprikosensaft hinzugegeben werden. Die Recherche zu diesem Vortrag fasste das weltweite, evidenzbasierte Wissen zur Einleitung mit Rizinus zusammen und bot fundierte Ergebnisse zu allen Fragen rund um das Thema. Am Ende erläuterte Hünig weiteren Forschungsbedarf und erhielt reichlich virtuellen Applaus.
Dr. Denise O’Brien, Professorin für Gesundheitswissenschaften am University College in Dublin, und Sinead Thompson, Hebamme aus Irland, wandten sich mit ihrem Vortrag dem Thema Geburt zu. Sie stellten eine innovative Idee vor, die auf große Begeisterung stieß: »Labour Hopscotch – Gebärende in Bewegung«. Den Grundgedanken kennen mit Sicherheit viele aus ihrer Kindheit: ein Spiel, wie man es früher mit Kreide auf die Straße gemalt hat. In der Version von Dr. O’Brien und Sinead Thompson stellt Hopscotch einen Pfad dar, den man unter Geburt geht. Alle 20 Minuten komme man zum nächsten Kästchen und erhalte dort eine neue Aufgabe. Dabei gibt es Felder wie »Mobilisieren«, »Matte« oder » Alternative Therapie«.
In Irland hätten sie damit große Erfolge erzielen können. Weniger Interventionen seien vorgenommen worden, weniger Schmerzmittel verabreicht und die Sectiorate von 31 % auf 9 % gesunken. Mehr Frauen hätten das Erlebnis einer vaginalen Geburt gehabt und seien insgesamt zufriedener.
Auf der beschrifteten Abbildung des Spiels finde man alles aus dem Spektrum, was eine Hebamme unter Geburt anbieten könne. Vielleicht liege das Geheimnis des Erfolgs der Hopscotch-Methode aber nicht darin, dass sie etwas bietet, was die Hebammenwissenschaft so noch nicht kennt – vielleicht reiche es schon, sich die vielen Maßnahmen des Handwerks im Spiel bewusst zu machen? Und wenn die Frauen diese Pfade schon in der Schwangerschaft kennenlernen, wie in Irland, werde eine umfangreichere Geburtsvorbereitung geschaffen – und überholte Vorstellungen von Rückenlage und »alles im Bett« würden aufgearbeitet. Ich schrieb mir die einzelnen Schritte in mein Kitteltaschenbuch, um mich in meinem Berufsalltag an alles zu erinnern. Noch gibt es keine deutsche Übersetzung des Programms, aber ich wünsche mir, das wir nicht lange darauf warten müssen.
Verantwortung annehmen
Bis hierhin hatten wir bereits von so vielen starken Ideen und Erkenntnissen gehört, dass mir die Pause vor den nächsten Vorträgen guttat. Ich unterhielt mich im Chat mit einer Kollegin und wir kamen zu dem Schluss: Es gibt immer noch viel zu tun. Viele Umstände müssen zugunsten der Familien und der Arbeitsbedingungen für uns verbessert werden. Politische Rahmenbedingungen, gesellschaftliche Vorstellungen und individuelle Bedürfnisse. Wir sind verantwortlich, für den Erhalt unseres Berufs einzutreten. Verantwortlich, in unterschiedlichen Häusern für eine qualitativ hochwertige, ansprechende Geburtshilfe zu sorgen und Wohlbefinden in jedem privaten Schlafzimmer von Müttern und Babys individuell zu erhalten.
Manchmal erschlägt einen all das, was mit unserem Job einhergeht. Aber trotzdem habe ich in anderen Lebensbereichen selten das Gefühl, so etwas Sinnvolles und Nachhaltiges zu leisten, und ich komme immer wieder zu dem Schluss, dass ich mir den wundervollsten Beruf der Welt ausgesucht habe. Die Worte aller Redner:innen der letzten Vorträge inspirierten mich sehr.
Am Samstagnachmittag machte Prof. Dr. Ute Thyen mit »Kinder mit besonderem Versorgungsbedarf« den Auftakt zum abschließenden Themenblock »Besondere Kinder«. Sie gab ein umfassendes Bild über die Situation von Eltern, wenn sie Diagnosen ihrer Kinder erfahren, sprach von »dem anderen Wunschkind«. Bei chronischen Erkrankungen und Einschränkungen würden Trauer und Wut eine Rolle spielen, Selbstbestimmung und Autonomie würden ins Wanken geraten.
Ich musste an das Sprichwort »es braucht ein Dorf, um ein Kind großzuziehen« denken. Denn genau das beschrieb Thyen als elementaren Baustein in der Versorgung besonderer Kinder. Aufklärung, Beratung über Hilfen, finanzielle Sicherung und alles weitere, was Eltern besonderer Kinder wissen müssen – all das könne gar nicht adäquat von einer Instanz geleistet werden. Ihr Tipp: »Gemeinsam geht es besser!«
Prof. Dr. Juliane Spiegler schloss mit ihrem Vortrag »Alkohol-Spektrum-Störung« inhaltlich an. Hebammen würden hier eine sehr wichtige Rolle spielen: Wenn wir die Frauen von Beginn der Schwangerschaft an begleiten, trügen wir maßgeblich zur Früherkennung bei. Nur sei eine Schwangerschaft nicht immer vom ersten Moment des Bestehens bekannt. Spiegler erklärte, dass vielleicht konsumiert wurde, bevor die Schwangerschaft festgestellt wurde – auch dann, wenn die Frage nach Alkohol in der Anamnese verneint wird. Hier gelte es für uns als Hebammen, genau nachzufragen.
Von Autonomie und Selbstvertrauen
Der letzte Programmpunkt kam von zwei Müttern. Ilka Wiebelhaus und Sabine Richter hielten den Vortrag »L(i)ebenswert – Leben mit schwerbehinderten Kindern«. Beide leben jeweils mit mehreren Pflegekindern mit unterschiedlichen Behinderungen und erzählten davon, wie ihr Alltag aussieht. Ein Punkt, der den beiden Rednerinnen sehr wichtig war und dem Publikum nach ihrer Aussage immer präsent sein soll, schließt an Ute Thyens Worte an: Selbstwirksamkeit unterstützen – den Familien wieder mehr Autonomie und Selbstvertrauen zurückgeben.
Beide Rednerinnen berichteten, dass sie viel zu lange zu wenig Informationen erhalten hätten. Deshalb hatten sie mehrere Folien ihrer Präsentation übersichtlich gebündelt – bereit zum Ausdrucken für alle Teilnehmer:innen des Kongresses. Darauf fanden wir Informationen über offizielle Stellen und Ämter bis hin zu Tipps, wie man Sondenkost zubereitet. Dass sie sich diese Mühe gemacht haben und uns an die Hand geben, was sie sich selbst von Seiten der Geburtshilfe gewünscht hätten, zeigt einmal mehr, wie wichtig Veranstaltungen wie der LiP für den Austausch zwischen Geburtshilfe und Eltern sind.
Bis hierhin war das, was Ilka Wiebelhaus und Sabine Richter mitteilten, vor allem praktisch und informativ. Herzerwärmend wurde es, als sie schilderten, wie schön das Leben mit ihren Kindern sei. Überall sei die Rede von Entschleunigung und dem Leben im Moment, einer ganz besonders wichtigen Erfahrung in unserer wirtschaftlich orientierten Welt. Was Therapeut:innen predigten, würden sie jeden Tag umsonst erleben – Lebensfreude, das Dasein im Hier und Jetzt. Die beiden Frauen hätten durch das Leben mit ihren Kindern viele kleine und große Wunder erlebt, mehrfach die Erfahrung gemacht: »Kinder sind mehr als ihre Diagnosen.«
Der Vortrag berührte mich sehr und ich fühlte für einen kurzen Moment, weshalb sich die beiden Frauen für dieses Leben entschieden haben. Sie haben recht: Wir sollten mehr im Augenblick leben. Gerade als Hebammen sind die Erlebnisse, die wir mit den (werdenden) Familien machen, so unmittelbar. Und dennoch wirken sie ein Leben lang in uns nach.
Eine starke Geburtshilfe
Der Kongress hat auch dieses Jahr wieder viele neue Impulse für meine tägliche Arbeit gegeben. Vielmehr noch aber habe ich durch den LiP dieses Jahr eine neue Wertschätzung dafür gewonnen, wie großartig und wichtig unsere Arbeit eigentlich ist: Ob in den Erfahrungen von Ikla Wiebelhaus und Sabine Richter, die uns zeigt, dass das In-Kontakt-Treten mit Familien mehr ist als nur Arbeit, sondern auch im Austausch und in der ganz persönlichen Bereicherung. Oder in innovativen Ansätzen wie dem von Dr. Denise O’Brien und Sinead Thompson aus Irland, die uns deutlich machen, wie viel Einfluss unser Handeln auf elterliche und kindliche Outcomes hat. Der Kongress war ein Zeichen dafür, wie persönlich wertvoll und gesellschaftlich wichtig eine starke Geburtshilfe ist.
Die wissenschaftliche Leitung des LiP, bestehend aus Prof. Dr. Egbert Herting, Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Campus Lübeck, Prof. Dr. Christiane Schwarz, Direktorin des Fachbereichs Hebammenwissenschaft am Institut für Gesundheitswissenschaften an der Universität zu Lübeck und Prof. Dr. Achim Rody, Direktor der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe am Campus Lübeck, mit Britta Zickfeldt, Geschäftsführerin des Elwin Staude Verlags im Filmstudio in Hannover (von links).