Sars-CoV-2-Infektionen und Plazentapathologie

Systemische Schädigung durch Entzündungsprozesse

  • Entzündungsprozesse im Mutterleib können die Plazenta schädigen - dies konnte auch nach Covid-19-Infektionen in zwei neuen Fallstudien festgestellt werden.

  • Einzelne Fallstudien an Plazenten von mit Sars-CoV-2-infizierten Frauen haben den Verdacht nahegelegt, dass das Virus möglicherweise die Plazenta verändert in Richtung massiver Infarkte oder einem sehr seltenen Plazentatumor.

    Eine Studie aus den USA beschreibt nun die Befunde von 20 Plazenten von Müttern, die nachweislich mit dem Virus infiziert waren, wovon vier vor der Geburt auch Symptome einer Covid-19-Erkrankung wie Fieber oder eine Pneumonie entwickelt hatten (Baergen & Heller 2020). Zehn der untersuchten Plazenten zeigten fetal vaskuläre Thrombosen oder Malperfusionen. Eine Mutter hatte allerdings einen Hypertonus, der letztere verursacht haben könnte. Alle Neugeborenen hatten einen 5-Minuten-Apgar unter 10, konnten später aber ohne Infektion oder Erkrankung entlassen werden. Noch ist unklar, ob die Sars-CoV2-Infektion der Mutter die Ursache der beobachteten Auffälligkeiten war.

    Eine weitere Studie, die kürzlich veröffentlicht wurde, hat 16 Plazenten von Frauen mit einer schweren Covid-19-Erkrankung untersucht, von denen 15 im dritten Trimester geboren hatten, eine im zweiten nach intrauterinem Tod des Kindes (Shanes et al. 2020). Es konnten keine Anzeichen für akute oder chronische Entzündungen festgestellt werden. Im Vergleich zu Plazenten gesunder Mütter fanden sich bei denen der Erkrankten jedoch deutliche Anzeichen maternaler Minderversorgung, insbesondere ungewöhnliche Beschädigungen der mütterlichen Gefäße und Thrombenbildung im intervillösen Raum der Plazenta, dem von mütterlichem Blut durchströmten Spaltraum zwischen Chorion- und Basalplatte. Im Mutterkuchen des verstorbenen Kindes fanden sich Ödeme und ein retroplazentäres Hämatom.

    Dies alles spricht für eine systemische Schädigung durch Entzündungsprozesse oder übersteigerte Koagulabilität.

    Quellen: Baergen RN, HellerDS: Placental Pathology in Covid-19 Positive Mothers: Preliminary Findings. Pediatric and Developmental Pathology 2020, 23(3), 177-180. https://journals.sagepub.com/doi/full/10.1177/1093526620925569 Shanes ED, Mithal LB, Otero S, Azad HA, Miller ES, Goldstein JA: Placental pathology in COVID-19. medRxiv 2020. https://academic.oup.com/ajcp/advance-article/doi/10.1093/ajcp/aqaa089/5842018#204042189 DHZ

     

    Rubrik: Covid-19

    Erscheinungsdatum: 28.05.2020