Selbstbestimmte Gebärposition bewirkt Zufriedenheit
Aktuelle Empfehlungen belegen: Frauen sollten ihre Gebärposition selbst wählen. In den vergangenen Jahrzehnten war die Rückenlage in westlichen Ländern die häufigste Gebärhaltung. Sie wurde vor allem in der klinischen Geburtshilfe befürwortet, um vaginal-operative Geburtsbeendigungen ungehindert durchführen zu können. Eine Vielzahl aktueller Forschungsergebnisse zeigt jedoch: Die routinemäßige Rückenlage kann sich im Gegensatz zur aufrechten Gebärhaltung negativ auf Mutter, Kind und Geburtsverlauf auswirken.
Die Rückenlage kann daher von der Gebärendnen eingenommen werden, die routinemäßige Anwendung widerspricht jedoch einem evidenzbasierten Handeln. Problematisch wird die Rückenlage, wenn sie einer Gebärenden gegen besseres Wissen aufgebürdet wird. Bei einem solchen Vorgehen wird ein physiologischer Geburtsverlauf nicht optimal unterstützt. Dazu wurde kürzlich eine Querschnittsstudie mit spannenden Forschungsfragen durchgeführt: Wie findet die Wahl der Gebärposition in der Praxis statt und wie empfinden Gebärende dies rückblickend selbst? Wie beurteilen Gebärende ihr erlebtes Selbstbestimmungsrecht während der Geburt?
Eingeschlossen wurden 761 Mütter, deren Kinder acht bis zwölf Wochen zuvor vaginal in einem Krankenhaus geboren wurden. 77,5 % der Frauen brachten ihr Kind in Rückenlage zur Welt. Dabei wurde die »Rückenlage« von den Autor:innen aufgesplittet in »dorsale Rückenlage« (74,7 %) und »seitliche Rückenlage« (25,3 %). 39 % der Frauen nach einer Geburt in dorsaler Rückenlage und 30,5 % der Frauen nach einer Geburt in seitlicher Rückenlage gaben an, diese Gebärposition nicht freiwillig gewählt zu haben.
Frauen berichteten nach einer Geburt in Rückenlage signifikant häufiger über ein schlechteres Geburtserlebnis als solche, die in anderen Gebärhaltungen geboren hatten. Zudem empfanden sie ihr Geburtserlebnis signifikant häufiger als weniger selbstbestimmt und waren weniger zufrieden als Frauen, die in anderen Gebärhaltungen geboren hatten.
Die Autor:innen zeigen anhand ihrer Daten, dass mit 37 % über ein Drittel aller befragten Frauen ihr Kind nicht in der Gebärhaltung zur Welt brachten, für die sie sich selbst entschieden hätten. Der häufigste Grund für die Wahl einer bestimmten Gebärhaltung waren Anweisungen des medizinischen Personals.
Die Autor:innen diskutieren, dass die Zufriedenheit mit der erlebten Geburt im Zusammenhang zum erlebten Maß der Selbstbestimmung steht. Hierbei spielen die Entscheidung für und die praktische Umsetzung der selbst gewählten Gebärhaltung eine wichtige Rolle. Daher sollten Frauen ermutigt werden, ihre Gebärhaltung frei zu wählen, und während der Geburt darin unterstützt werden.
Quelle: Scholten, N., Strizek, B., Okumu, M. R., Demirer, I., Kössendrup, J., Haid-Schmallenberg, L., Bäckmann, M., Stöcker, A., Stevens, N., & Volkert, A. (2024). Birthing positions and mother`s satisfaction with childbirth: a cross-sectional study on the relevance of self determination. Archives of gynecology and obstetrics, 10.1007/s00404-024-07770-1. Advance online publication. https://doi.org/10.1007/s00404-024-07770-1 · Beate Ramsayer/DHZ