S3-Leitlinie »Vaginale Geburt am Termin« ist erschienen
Die evidenzbasierte Betreuung der vaginalen Geburt steht im Zentrum der aktuellen S3-Leitlinie »Vaginale Geburt am Termin«. Die Geburt wird darin als ein wesentlicher und lebensverändernder Moment betrachtet, bei dem eine Vielzahl an Einflussfaktoren auftreten und kritisch reflektiert werden müssen, bevor gehandelt wird. Kurz- und langfristig wird dadurch das Wohlergehen von Mutter und Kind beeinflusst.
So wurden im Jahr 2019 in den deutschsprachigen Ländern Deutschland, Österreich und Schweiz über 957.000 Geburten registriert, von denen die meisten vaginale Geburten am Termin zwischen 37+0 bis 41+6 Schwangerschaftswochen (SSW) waren. Für deren Begleitung stand jedoch bislang keine S3-Leitlinie auf hohem Evidenzniveau zur Verfügung. Daher wurde in den vergangenen Jahren eine S3-Leitlinie zur vaginalen Geburt am Termin erarbeitet, um allen beteiligten Professionen evidenzbasierte Handlungsempfehlungen zur gemeinsamen Betreuung von Frauen und ihren Kindern während Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett an die Hand zu geben. Die Zielgruppe umfasst Schwangere beziehungsweise Gebärende und deren Kinder mit einer vaginalen Geburt im Zeitraum 37+0 bis 41+6 SSW als Einling aus Schädellage. Federführende Fachgesellschaften sind die Deutsche Gesellschaft für Hebammenwissenschaft (DGHWi) und die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG).
Inhaltlich entsprechen die Empfehlungen zum großen Teil den Empfehlungen der NICE-Guideline CG190 »Intrapartum Care for healthy women and babies«. Die Themenkomplexe sind vielschichtig und umfassen unter anderem das Monitoring in Bezug auf Auskultation der kindlichen Herztöne, CTG-Kontrolle, Fetalblutanalyse, Ultraschall im Kreißsaal und weitere Verfahren. »Schmerzmanagement« wird unter Berücksichtigung der Aspekte des Umgangs mit Schmerzen unter der Geburt, nichtpharmakologischen Interventionen zur Schmerzlinderung und Entspannung während der Geburt und pharmakologischen Maßnahmen diskutiert. Die Betreuung während der Eröffnungsphase wird thematisiert, indem Evidenzen zum vorzeitigen Blasensprung, zur Latenzphase und der aktiven Eröffnungsphase aufgezeigt werden. Evidenzen zur Betreuung in der Austrittsphase werden in Bezug auf Definition, Dauer, Betreuung, Analgesie, Pressen, intrapartale Maßnahmen zur Verringerung von Geburtsverletzungen, Episiotomie, Maßnahmen bei protrahierter Austrittsphase, Zustand nach einem höhergradigen Dammriss und Wassergeburt aufgezeigt. Die Betreuung in der Nachgeburtsphase wird in Bezug auf Bonding, Überwachung, Management und mögliche Komplikationen diskutiert. Ebenso finden Themen wie die Betreuung des Neugeborenen Raum, indem auf den Apgar-Index, die Reanimation des Neugeborenen, das erste Anlegen und die Einbeziehung der Eltern eingegangen wird.
Die Qualitätssicherung von vaginalen Geburten wird abschließend thematisiert, indem beispielsweise auch Strukturanforderungen unter besonderer Berücksichtigung von Personalanforderungen aufgezeigt werden. »Erstmalig wurde hier eine Leitlinie auf der höchsten Entwicklungsstufe von Hebammen und ÄrztInnen initiiert und gemeinsam mit der Bundeselterninitiative Mother Hood entwickelt. Ein wichtiger Schritt, von dem hoffentlich viele Mütter und Neugeborene profitieren werden.«, so Prof. Dr. Rainhild Schäfers, Leitlinienkoordinatorin der DGHWi.
Ein ausführlicher Fachartikel zur Leitlinie folgt.
Quellen: AWMF/Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften: S3-Leitlinie Vaginale Geburt am Termin. AWMF-Register Nr. 015/083. Stand: 22.12.2020 [Online]. https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/015-083l_S3_Vaginale-Geburt-am-Termin_2021-01.pdf. ∙ NICE/National Institute for Health and Care Excellence: Intrapartum Care of healthy women and their baies during childbirth. Version 2. Updated Feb. 2017 [Online]. https://www.nice.org.uk/guidance/cg190/evidence/full-guideline-pdf-248734770 ∙ DHZ