Hebamme gründet Geburtshaus in Twedt bei Schleswig
Die Geburtshilfe in Schleswig-Holstein steht seit der Schließung vieler Kreißsäle vor Herausforderungen. Eine Hebamme aus Kappeln möchte jetzt versuchen, die Lücke zwischen Krankenhausgeburten und Hausgeburten zu schließen. Ihr Geburtshaus soll im Februar 2025 eröffnen. Lena Giesecke arbeitet daran, für werdende Mütter einen alternativen Geburtsort zu kreieren. »Frauen haben ein gesetzliches Recht darauf, zu entscheiden, wo sie ihr Baby gebären wollen«, sagt Giesecke. In Schleswig-Holstein ist das aber, zumindest wenn man keine Hausgeburt möchte, an immer weniger Orten möglich.
Seit den 2000er Jahren sind von ehemals 25 Kreißsälen nur noch 15 übrig. Geburtshäuser gibt es nur zwei, in Lübeck und Bad Oldesloe. Im Kreis Schleswig-Flensburg ist das spätestens seit der Schließung der geburtshilflichen Station in Eckernförde für Schwangere ein Problem, denn die Anfahrtswege zu den übriggebliebenen Kreißsälen in Flensburg, Schleswig oder Kiel sind oft weit.
Noch arbeitet die 38-jährige Hebamme in Kappeln in einer Hebammenpraxis – aber bald soll hier in Twedt, rund 15 Minuten vom Helios Klinikum Schleswig entfernt, ihr Geburtshaus eröffnen. Der Weg zum eigenen Geburtshaus war für Lena Giesecke kein einfacher. Die komplette Finanzierung des Hauskaufs und der Renovierung muss die gebürtige Kappelnerin selbst stemmen. »Ich habe einige Stellen angerufen, bei vielen Stellen nachgefragt, dem Ministerium geschrieben und habe leider nur Absagen bekommen in Form von ›Die Töpfe sind leer. Das ist nicht unser Zuständigkeitsbereich. Wir sehen da keine Möglichkeiten. Tolles Projekt, aber wir können sie da leider nicht unterstützen‹«, erzählt Giesecke. Aufgegeben hat sie nicht.
Mithilfe von einem engen Kreis an Unterstützer:innen hat die Hebamme schlussendlich über zwei Bankkredite das Geld für die Umsetzung des Geburtshauses zusammenbekommen. Zudem läuft momentan eine Crowdfunding-Kampagne auf der Plattform startnext, über die sie finanzielle Spenden für das Projekt erhält.
Sobald das Geburtshaus in Twedt, was momentan noch mitten im Umbau steckt, eröffnet hat, brauchen Giesecke und ihr Team mindestens sieben Geburten im Monat, damit die laufenden Kosten gedeckt werden können. Zum Vergleich: Insgesamt wurden im Jahr 2023 rund 340 Babys außerklinisch geboren. Drei andere Hebammen aus der Gegend agieren dabei als Kooperationspartnerinnen von Giesecke. Sie können die Räumlichkeiten im Geburtshaus für die Geburten der Frauen, die sie betreuen, anmieten.
Quelle: NDR, Schleswig-Holstein magazin, Stella Kennedy, 3.11.2024 · DHZ