Eingeschränkte Fruchtbarkeit bei Schmerzmitteln
Einige nicht-steroidale Antiphlogistika (NSAID) scheinen schon nach zehn Tagen die Fruchtbarkeit von Frauen im gebärfähigen Alter stark zu beeinträchtigen. Das ist das Ergebnis einer Studie, die Dr. Sami Salman von der Abteilung für Rheumatologie an der Universität von Bagdad, Irak, auf dem Jahreskongress 2015 der European League Against Rheumatism (EULAR) in Rom vorgestellt hat.
„Diclofenac, Naproxen und Etoricoxib – gerade einige der wirkungsvollsten und am häufigsten genutzten Medikamente, die es überall auf der Welt frei zu kaufen gibt – haben schon nach kurzer Zeit drastische Auswirkungen auf den Eisprung“, berichtete Salman. „Frauen, die schwanger werden wollen, sollten sie möglichst meiden.“
In die Studie eingeschlossen waren allerdings nur 39 Frauen im gebärfähigen Alter, die sich aufgrund moderater Kreuzschmerzen in der Rheumaambulanz vorgestellt hatten und eines der drei in der Studie untersuchten NSAID verschrieben bekamen. Je eine Gruppe erhielt Diclofenac (100 mg täglich), Naproxen (500 mg zweimal täglich), Etoricoxib (90 mg täglich) oder ein Placebo. Die Behandlung wurde zu Beginn des Menstruationszyklus gestartet.
Vor und nach zehn Tagen NSAID-Behandlung wurden über Blutproben die Progesteron-Spiegel und per Ultraschall die Größe der Ovarien der Teilnehmerinnen untersucht sowie der Durchmesser des dominanten Follikels gemessen. „Nach nur zehn Tagen NSAID-Therapie war in allen drei Gruppen der Progesteron-Spiegel im Blut signifikant gesunken, bei einem Drittel der Patientinnen beobachteten wir funktionelle Eierstockzysten“, fasste Salman zusammen.
Von den Frauen, die Diclofenac erhalten hatten, war es schließlich bei der Untersuchung nach drei Wochen bei gerade einmal 6,3 Prozent zur Ovulation gekommen, bei Einnahme von Naproxen bei 25 Prozent und bei den Patientinnen, die Etoricoxib erhalten hatten, bei 27,3 Prozent. In der Kontrollgruppe hatte 100 Prozent einen Eisprung. „Diese Ergebnisse machen deutlich, wie schädlich NSAID auf die Fruchtbarkeit wirken können“, betonte Salman und schränkte zugleich ein: „Allerdings müssen weitere klinische Studien mit mehr Patientinnen folgen, um die Auswirkungen der NSAID auf die Reproduktionsprozesse besser verstehen zu können."
Außerdem fehlten Studien zur Dosierung der Antirheumatika, um zu wissen, ob unterschiedliche Dosierungen unterschiedliche Effekte auf die Ovulation haben. „Geklärt werden muss auch, welches NSAID am wenigsten Auswirkungen auf die Ovulation hat“, betonte Salman.
(medscapemedizin.de, 19.6.2015; www.medscapemedizin.de/artikelansicht/4903770/DHZ)
dj)