Sars-CoV-2

Wie das Virus die Plazenta zerstören kann

  • Totgeburten und perinatale Todesfälle, zu denen es nach einer Infektion von Schwan­geren mit Sars-CoV-2 kommen kann, seien auf eine Infektion der Plazenta zurückzuführen, heißt es in einer Fallstudie aus zwölf Ländern.

  • Totgeburten und perinatale Todesfälle, zu denen es nach einer Infektion von Schwan­geren mit Sars-CoV-2 kommen kann, sind auf eine Infektion der Plazenta zurückzuführen, die eine ausreichende Versorgung des Kindes mit Sauerstoff und Nährstoffen verhindert. Dies zeigen die Ergeb­nisse einer internationalen Studie in den Archives of Pathology & Laboratory Medicine. Die Pathologen fanden jedoch keine Hinweise auf eine Fetopathie.

    Bei den meisten Schwangeren verläuft eine Infektion mit Sars-CoV-2 aufgrund des jungen Alters und der fehlenden Begleiterkrankungen asymptomatisch. Auch Nachteile für das Kind wurden anfangs nicht beschrieben. Inzwischen hat sich jedoch gezeigt, dass das Risiko von Totgeburten erhöht ist.

    Nach einer Untersuchung der US-Centers for Disease Control and Prevention kommt es bei 1,26 % der Schwangeren mit Covid-19 zu einer Totgeburt verglichen mit 0,65 % bei nicht infizierten Schwangeren, was ein Anstieg des Risiko um 90 % anzeigt. Nach einer Infektion mit der Delta-Variante kam es sogar vierfach häufiger zu Totgeburten.

    Den Ursachen ist ein Team von 44 Forscher:innen aus zwölf Ländern durch die Untersuchung der Plazenta von 64 Schwangeren auf den Grund gegangen, deren Kinder vor oder nach der Geburt gestorben waren. In 30 Fällen konnten die Patholog:innen auch das verstorbene Kind obdu­zieren. Alle Mütter waren nach Auskunft von Studienleiter David Schwartz aus Atlanta/Georgia nicht geimpft.

    Die Patholog:innen fanden drei Merkmale einer Sars-CoV-2-Plazentitis: Dies waren erstens massive Abla­gerungen von Fibrin in den Blutgefäßen. Sie könnten auf eine pathologische Blutgerinnung zurück­zuführen sein. Die Folge war eine Durchblutungsstörung, die für sich allein schon den Tod der Kinder erklären könnte, da sie den Gasaustausch und die Nährstoffversorgung gestört haben dürfte.

    Zweitens fanden die Patholog:innen in allen Fällen Nekrosen im villösen Trophoblastgewebe. Die Plazenta selbst wurde offenbar ebenfalls durch die Durchblutungsstörung geschädigt. Die dritte Veränderung war eine chronische histiozytäre Intervillositis. Sie beschreibt eine Entzündungsreaktion im Plazentagewebe mit einer starken Vermehrung von Histiozyten. Ob sie Folge oder Ursache der Fibrinablagerungen war, kann die Studie nicht klären.

    Die Bezeichnung »chronisch« ist laut Schwartz irreführend, da von der Infektion der Mutter bis zur Totge­burt in der Regel nicht mehr als zwei Wochen vergingen. Unklar bleibt, warum es bei einigen Schwangeren zu einer Sars-CoV-2-Plazentitis kommt, bei anderen jedoch nicht. Keine der 68 Frauen sei schwer an Covid-19 erkrankt gewesen.

    Bei den 30 verstorbenen Kindern, bei denen eine Autopsie durchgeführt werden konnte, fanden die Patholog:innen die üblichen Hypoxiebefunde: Dies waren petechiale Blutungen in den Organen, eine Persistenz kernhaltiger fetaler roter Blutkörperchen und akute Organblutungen.

    Hinweise auf eine Fetopathie fanden die Forscher:innen nicht. Zwar konnte bei 16 von 28 untersuchten Feten Sars-CoV-2 nachgewiesen werden. Dies war jedoch in der Regel nur ein positiver Rachenabstrich, der keinen Krankheitswert hat. In den Organen wurde das Virus nur bei vier Feten nachgewiesen. Am Tod des Feten war diese Infektion nach Einschätzung der Pathologen nicht beteiligt. Alle Kinder seien wohl am Sauerstoffmangel infolge der Sars-CoV-2-Plazentitis gestorben.

    Quelle: Schwartz MD et al.: Placental Tissue Destruction and Insufficiency from Covid-19 Causes Stillbirth and Neonatal Death from Hypoxic-Ischemic Injury: A Study of 68 Cases with Sars-CoV-2 Placentitis from 12 Countries. Arch Pathol Lab Med 2022. https://doi.org/10.5858/arpa.2022-0029-SA ∙ aerzteblatt.de, 15.2.2022 ∙ DHZ

    Rubrik: Covid-19

    Erscheinungsdatum: 17.02.2022