Toxizitätsstudie

Belastete Tampons?

  • Tampons werden von 50 bis 80 % aller menstruierenden Frauen benutzt und können einer Studie zufolge toxische Metalle wie Blei, Arsen und Kadmium enthalten.

  • Tampons können toxische Metalle wie Blei, Arsen und Kadmium enthalten. Das zeigt eine neue Studie der University of California in Berkeley. Ob die Metalle eine Gesundheitsgefahr für Nutzerinnen darstellen, lässt sich zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht beurteilen. »Weder in den USA noch in der EU oder in Großbritannien gibt es für Tampons umfangreiche Bestimmungen. Auch regelmäßige Tests der Produkte sind nicht vorgeschrieben«, berichten Jenni A. Shearston von der School of Public Health der University of California in Berkeley und ihre Kolleg:innen.

    Für Textilien gibt es in der EU Grenzwerte für die Konzentrationen bestimmter giftiger Metalle. Es darf nicht mehr als 1 mg/kg Blei, Kadmium, Chrom oder Arsen enthalten sein. »Die Konzentrationen an Blei, Kadmium und Arsen, die wir in den Tampons gefunden haben, lagen alle unter diesem Grenzwert«, so die Forschenden. »Aber die Schleimhaut der Vagina absorbiert Chemikalien stärker als die restliche Haut.« Hinzu kommt, dass diese Produkte von einem großen Teil der Bevölkerung jeden Monat benutzt werden – etwa 50 bis 80 % aller menstruierenden Frauen benutzen Tampons.

    Die Forschenden überprüften 30 Tampons von 14 verschiedenen Marken auf jeweils 16 Metalle: Arsen, Barium, Kalzium, Kadmium, Cobalt, Chrom, Kupfer, Eisen, Mangan, Quecksilber, Nickel, Blei, Selen, Strontium, Vanadium und Zink. Die Konzentrationen der Metalle variierten, je nachdem ob es sich um Bio- oder konventionelle Produkte oder um Markenprodukte oder Eigenmarken handelte.

    Die Forschenden hatten Produkte in den USA (New York), der EU (Athen) und Großbritannien (London) erworben. Signifikante Unterschiede zwischen EU/Großbritannien und den USA fanden sie bei 3 Metallen: Die Konzentrationen von Kadmium (-8,17 ng/g), Cobalt (-17,22 ng/g) und Blei (-133,14 ng/g) waren in den in der EU/Großbritannien erworbenen Tampons niedriger.

    Aber in allen Tampons wurden Metalle nachgewiesen. Es fanden sich zum Beispiel erhöhte mittlere Konzentrationen von Blei (120 ng/g), Kadmium (6,74 ng/g) und Arsen (2,56 ng/g). Keine Kategorie von Tampons hatte durchgehend niedrigere Konzentrationen aller oder der meisten Metalle. In konventionellen Tampons waren die Bleikonzentrationen höher, dafür enthielten die Bio-Tampons mehr Arsen.

    Blei ist mit zahlreichen neurologischen, renalen, kardiovaskulären, hämatologischen, immunologischen und reproduktiven Effekten in Zusammenhang gebracht worden. Und schon in kleinsten Mengen (10 µg/dl im Blut) kann es sich sowohl bei Erwachsenen als auch bei Kindern auf Nervensystem und Verhalten auswirken, gezeigt wurden Aufmerksamkeitsdefizite, Gedächtnisstörungen und Lernschwierigkeiten.

    Shearston und ihre Kollegen betonen, dass sie zwar giftige Metalle in den Tampons nachgewiesen hätten, weitere Studien aber noch zeigen müssten, ob diese aus den Tampons ausgewaschen und über die Vaginalschleimhaut in den Körper aufgenommen werden – und falls ja, in welchem Ausmaß.

    Quelle: Shearston, J. A., Upson, K., Gordon, M., Do, V., Balac, O., Nguyen, K., Yan, B., Kioumourtzoglou, M. A., & Schilling, K. (2024). Tampons as a source of exposure to metal(loid)s. Environment international, 190, 108849. Advance online publication. https://doi.org/10.1016/j.envint.2024.108849 · aerzteblatt.de, 12.7.24 · DHZ

     

    Rubrik: Medizin & Wissenschaft

    Erscheinungsdatum: 17.07.2024