Qualitative Studie zur Zufriedenheit mit dem Wochenbett in der Klinik

Achterbahn der Gefühle

  • Frauen, die ihren Aufenthalt auf der Wochenbettstation in Kommentaren auf den jeweiligen Klinikseiten bewerten, beschreiben oftmals negative Erfahrungen in der Kommunikation mit dem betreuenden Personal. Sie führen dies auf die erlebte Personalknappheit zurück.

  • Die meisten Mütter verbringen die ersten Tage nach der Geburt mit ihrem Neugeborenen im Krankenhaus. Hierbei zeigt sich für Deutschland, dass die Anzahl kleiner Krankenhäuser in den vergangenen Jahren abnahm, hingegen die Anzahl großer geburtshilflicher Abteilungen zunahm. Gerade in großen Kliniken existieren dabei häufig strukturelle Probleme, beispielsweise Personalknappheit und Überarbeitung des Personals. Dies kann negative Auswirkungen auf Mütter während der sensiblen Phase direkt nach der Geburt haben.

    Es ist bekannt, dass negative Erfahrungen während eines Aufenthalts im Krankenhaus sowohl kurzfristige als auch langfristige Folgen haben können. Bislang fehlen jedoch Forschungsergebnisse zu den Erfahrungen von Müttern zu ihrem Krankenhausaufenthalt nach der Geburt. Hierzu wurde kürzlich eine qualitative Studie durchgeführt.

     

    Qualitative Studie

     

    Evaluiert wurden 524 Texteinheiten aus Kommentaren, die von Müttern oder Begleitpersonen auf frei zugänglichen Internetseiten zwischen den Jahren 2008 bis 2022 abgegeben wurden. Eingeschlossen wurden Kommentare aus Kliniken aus allen Bundesländern Deutschlands.

    Drei Themen wurden identifiziert, zu denen sowohl positive als auch negative Erfahrungen geteilt wurden.

    1. Infrastruktur des Krankenhauses
    2. Hebammentätigkeit, ärztliche Betreuung und Betreuung des Neugeborenen
    3. Stillen und Aufbau der Stillbeziehung.

     

    Infrastruktur des Krankenhauses

     

    Negative Erfahrungen wurden sowohl mit dem Essen als auch der generellen Organisation der Wochenbettstation gemacht. Die meisten Kommentare zum Essen umfassten eine schlechte Qualität sowie wenig Auswahlmöglichkeiten. Zudem wurden die Räumlichkeiten als zu klein, unkomfortabel und schlecht ausgestattet beschrieben, was zum Teil in Kombination mit unfreundlichem Personal wahrgenommen wurde. So umfasste ein Kommentar: »Du musst durchschnittlich dreimal um etwas bitten, um es auch zu bekommen, beispielsweise Vorlagen.«

    Positiv erlebt wurden beispielsweise Familienzimmer mit der Möglichkeit für den Vater, Zeit mit seiner Familie zu verbringen, gute hygienische Verhältnisse und Auswahlmöglichkeiten/Catering in Bezug auf die Verpflegung im Krankenhaus. 

     

    Hebammentätigkeit, ärztliche Betreuung und Betreuung des Neugeborenen

     

    Die Interaktion zwischen Patienten und überarbeitetem Personal wurde als unfreundlich und manchmal wie eine Massenabfertigung erlebt. So schrieb eine Mutter: »Ich habe noch nie so eine anonyme und unfreundliche Betreuung während eines Krankenhausaufenthalts erlebt. Selten habe ich mich an einem Ort so wenig willkommen gefühlt …«

    Zudem erfolgte manchmal eine inadäquate medizinische Versorgung. Eine Mutter beschrieb, dass sie aufgrund einer inkorrekten Wundversorgung noch Monate später unter Schmerzen litt. Eine andere Mutter erlebte: »Der Kinderarzt, der mein Kind untersuchte, war nicht warmherzig. Er schaute das Kind nicht mal an, schaute nicht in meine Augen und erkannte eine Fehlbildung nicht. Ich musste die Diagnose für mein Kind selbst stellen.«

    Positiv wurde eine gute Kommunikation zwischen dem medizinischen Personal und die Achtung der Privatsphäre erlebt.

     

    Stillen und Aufbau der Stillbeziehung

     

    Ein zentrales Thema der Kommentare umfasste das Stillen und den Aufbau der Stillbeziehung. Hierbei umfasste ein Hauptproblem, dass Frauen durch verschiedene und zum Teil gegensätzliche Hinweise verunsichert wurden, was sich negativ auf die Stillbeziehung auswirkte. Eine Frau erlebte: »Ich hatte Stillprobleme und jede Hebamme oder Schwester riet mir etwas anderes.«

    Positiv erlebt wurden individuelle Beratungen unabhängig von der Uhrzeit, zu der die Beratung benötigt wurde.

     

    Resümee

     

    Die Autorin leitet aus ihren Ergebnissen ab, dass das medizinische System in seiner Gesamtheit in Deutschland unter Überlastungssituationen leidet. Zudem werden mentale Probleme von Frauen nach der Geburt meist wenig adressiert und Frauen mit Stillwunsch wenig unterstützt.

    Sie weist darauf hin, dass strukturelle Änderungen im Krankenhaus notwendig sein können, um auftretende Probleme sicher erkennen und notwendiges Eingreifen frühzeitig ermöglichen zu können.

    Quelle: Maly-Motta H. (2024). A roller coaster of emotions. A content analysis of experiences and evaluations of hospitalization after birth. Midwifery, 135, 104049. https://doi.org/10.1016/j.midw.2024.104049 ∙ Beate Ramsayer/DHZ

    Rubrik: Wochenbett

    Erscheinungsdatum: 24.09.2024